Frankreich

Jean-Baptiste Duroselle

Balzan Preis 1982 für Sozialwissenschaften

Für seine Verdienste als Politologe und als Geschichtswissenschaftler auf dem Gebiet der bestehenden internationalen Beziehungen unter besonderer Berücksichtigung der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und auch psychologischen Aspekte. Jean-Baptiste Duroselle hat als Hochschullehrer sowie durch sein Werk als Historiker und seine mannigfaltigen Initiativen zur Entwicklung des Studiums der internationalen Beziehungen grosses Ansehen gewonnen.

Jean-Baptiste Duroselle (*1917 – †1994) ist seit 1964 Professor für Geschichte der Gegenwart an der Sorbonne und seit 1975 Mitglied des Institut de France (Académie des Sciences morales et politiques). An der Sorbonne trat er die Nachfolge von Pierre Renouvin an, der im Jahre 1935 das Zentrum für Geschichte der internationalen Beziehungen gegründet hatte. Nach der Veröffentlichung seiner Dissertation im Jahre 1949 hat er bis zum heutigen Tag über zwanzig Bücher herausgegeben. Seine grossen Leistungen sichern ihm einen Platz unter den Wissenschaftlern, die sich besonders um ihre Forschungen und Beiträge auf dem Gebiet der Sozialwissen. schaften verdient gemacht haben, welches die Geschichte der zwischenstaatlichen Beziehungen unserer Zeit darstellt.
Nachdem er in seiner Dissertation eine Abhandlung über den « Beginn des sozialen Katholizismus in Frankreich » geschrieben hatte, wandte er sich nie mehr vom Studium der sozialen, religiösen und politischen Verhältnisse ab, welche das Dasein der franzi5sischen Gesellschaft seit eineinhalb Jahrhunderten bis zu unseren Zeiten beeinflussen und kennzeichnen.
1972 und 1973 vcri5ffentlichte er zwei bedeutende Werke über Frankreich und die Franzosen; das erste umfasst die Zeitspanne von 1900-1914; das zweite die von 1914-1918. Sein grosses Interesse an der Geschichte der Soziologie der Gegenwart beeinflusst in hohem Masse seine Studien und Gedanken über die menschliche Gemeinschaft.
Die gründlichen Forschungen über die internationalen Konflikte, die bilateralen Beziehungen und die Aussenpolitik der Staaten zeugen von der Bedeutung seiner breitangelegten wissenschaftlichen Untersuchungen, die auf umfangreichem historischem Material aus diplomatischen Archiven beruhen. Diese Arbeitsmethode trug Früchte in folgenden Werken: «Le conflit de Trieste » (1965), « Les relations germano-soviétiques 1933-1939 » (FNSP, 1954), « Les frontières européennes de l’URSS » (FNSP, 1957), « De Wilson à Roosevelt » (1961), und zwei Bänder über « Le drame de l’Europe 1914-1945 » (1969). Mit dem Werk « La décadence » (1932-1939) legt Jean-Baptiste Duroselle 1979 den Grundstein für eine Geschichte der ausländischen Politik Frankreichs ab 1870.
Mehr als ein Vierteljahrundert lange Studien und Forschungen, vielfältige Begegnungen sowie richtungsweisende wissenschaftliche Tätigkeiten haben Jean-Baptiste Duroselle einen beträchtlichen Erfahrungsschatz eingebracht und ihn zu dem überragenden Gelehrten in Geschichte der Gegenwart gemacht, der sich besonders den Sozialwissenschaften, der Politologie und der Soziologie zuwendet.
Jean-Baptiste Duroselle hat mit seinem Lehrmeister Renouvin dazu beigetragen, die traditionelle Geschichte der Diplomatie in eine Geschichte der internationalen Beziehungen umzugestalten, wobei das Studium der Beweggründe und der bewirkenden Kräfte, der emotionalen Kollektivreaktionen und der Wechselwirkungen der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Faktoren miteinbezogen werden.
Er hat der Geschichte die Tore geiöffnet zu den Methoden der politischen Wissenschaften, wie dies seine Studien über den Triester Konflikt und einige Kapitel des Werkes « La décadence » über den zu einer Entscheidung führenden Weg bezeugen. Er hat auch — und dies ist ein fùr das Studium der Gesellschaft unserer Zeit sehr entscheidender Beitrag — nachweisen können, dass die Wissenschaft der Politologie nur betrieben werden kann, wenn sie auf den geschichtlichen Abläufen basiert und deren Dynamik miteinbezieht.

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