Frankreich

Abbé Pierre (Henri Grouès)

Balzan Preis 1991 für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern

Für seinen lebenslangen Einsatz zur Verteidigung der Menschenrechte und der Demokratie sowie zur Förderung des Friedens unter den Menschen. Für seine unablässige Sorge um die körperlich und geistig Notleidenden und sein Bemühen, mit Hilfe der “Emmaus-Gemeinschaften” die Solidarität zwischen den Menschen jeglicher Nationalität, Rasse und Religion in allen Kontinenten zu fördern.

Unter dem Namen „Abbé Pierre“ (1912 – 2007), den er im französischen Widerstand als Deckname brauchte, ist Henri Grouès in der ganzen Welt bekannt.

Nach seiner Priesterweihe ging er wegen seiner schwachen Gesundheit zu den Laienbrüdem über und wurde Weltgeistlicher. Als Laie kämpfte er im Widerstand, wurde Abgeordneter des Departements Meurthe-et-Moselle, folgte aber in seinem ganzen Leben dem Gebot des Evangeliums: „Liebe Deinen Nächsten“.

Ende der vierziger Jahre begann er in einem verlassenen grossen Haus in Neuilly-Plaisance, das er Emmaus taufte, seine Tätigkeit im Dienste der obdachlosen Familien, der Bedürftigen und gesellschaftlichen Randgruppen. Abbé Pierre nirnmt sie auf, starkt sie leiblich und seelisch, erzieht sie aber auch zur Arbeit. Die Emmaus-Gefahrten betteln nicht um Almosen, sondern gewinnen ihre Menschenwürde in der Arbeit wieder.

Das grundlegende Prinzip der Emmausgemeinschaften ist somit die Aufwertung der menschli­chen Persönlichkeit durch die Arbeit.

Als Abbé Pierre 1949 zu einem Morder gerufen wurde, der nach 20 Jahren Zuchthaus einen Selbstmordversuch untemommen batte, sagte er ihm: „Ich kann Dir nicht helfen. Da Du sterben willst, hast Du nichts zu verlieren. Darum hilf Du.mir, anderen zu helfen“. Dieser Mann wurde der erste „Emmaus-Gefahrte“.

Die Emmausgemeinschaft begann mit einer Handvoll Miinner und Frauen, die in ihrem leiblichen und seelischen Elend einander durch gemeinschaftliche Arbeit halfen.

In seinem Kampf gegen die sozialen Folgen von Hunger und Kalte gelang es Abbé Pierre, mit seinem Beispiel persönlicher Opferbereitschaft, seinen Aufrufen und Initiativen, den guten Willen weiter Kreise zu mobilisieren und das in Gang zu setzen, was er „den Aufstand der Güte“ nennt.

So sind in Frankreich die ersten Emmausgemeinschaften entstanden. Die Erfahrungen, die er mit ihnen machte, veranlassten ihn, ahnliche Gemeinschaften tiber die ganze Welt hin zu griinden, zuerst in Gabun, dann in Senegal, Deutschland, Italien, Kanada, Japan, Korea, Ruanda, Indonesien.

In Bern fand die erste Generalversammlung der Emmausgemeinschaften statt. Heute gibt es deren 290 in 32 Ländern auf allen Kontinenten.

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