Hans Belting
Deutschland
Balzan Preis 2015 für Geschichte der europäischen Kunst (1300-1700)
Für seinen außerordentlichen Beitrag zum Studium des Sichtbaren und der Funktion von Bildern in der westlichen Welt. Für die Originalität seiner interpretatorischen Annäherung an Kunstwerke im Schnittpunkt von Kulturen und Epochen. Für seine engagierte Erforschung der Sprachen der Kunst und deren Bedeutung für das moderne Kunstschaffen.
Hans Belting wurde 1935
in Andernach (Deutschland) geboren. Er lehrte an den Universitäten Hamburg,
Heidelberg, München und an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in
Karlsruhe, zu derer Mitbegründern er gehört. Er lehrte als Gastprofessor unter
anderem an den Universitäten Harvard und Columbia sowie am Collège de France, wo
er 2002-2003 den „Europäischen Lehrstuhl“ innehatte. Er ist Mitglied des Ordens
„Pour le Mérite“ und Mitglied zahlreicher Akademien, darunter der Akademie der Wissenschaften
in Heidelberg. 2013 erhielt er den I Tatti Mongan Prize des Harvard University
Center for Italian Renaissance Studies (Villa I Tatti) in Florenz. Mit seinem
beeindruckenden Gesamtwerk hat Hans Belting der Kunstgeschichte neue Impulse
verliehen. Seine Bücher wurden in mehr als zehn Sprachen übersetzt.
Belting widmete seine
Aufmerksamkeit der Funktion von Bildern in den europäischen Gesellschaften und
der Entwicklung des Kultbildes zum Kunstbild. Mit seinen Werken leistete er
einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis der Kultur des Figurativen, indem er
Studien vom Mittelalter bis zur Moderne, von der byzantinischen Welt bis zur
Kunst des Westens zusammenführte und, in jüngerer Zeit, auch Theorien zur
arabischen Sehtheorie und zur Entdeckung der Perspektive in der Renaissance.
Sein Forschungsgebiet reicht von den byzantinischen Ikonen und „Kultbildern“
bis zum Triumph des Kults der Kunst, der für die westliche Moderne
charakteristisch ist. Das Erscheinen des profanen Bildes, besonders die
Entwicklung der Portraitmalerei in Europa, bildet eines seiner bevorzugten
Forschungsgebiete.
In einer seiner
neueren Studien (Florenz und Bagdad. Eine
westöstliche Geschichte des Blicks) gelingt es ihm ausgezeichnet, die Rolle
des Sichtbaren im Paradigmenwechsel der Renaissance zu erfassen, wobei er die
alte Theorie der Perspektive als „symbolischer Form“zugunsten der Erforschung von „Kulturtechniken“
umgeht.
Die Studien von Hans
Belting verbinden meisterhaft die Hermeneutik des Bildes und die Auswertung
schriftlicher Quellen mit einem profunden Wissen um die geschichtlichen
Zusammenhänge und einer behutsamen und aufmerksamen Einbeziehung der Wissensvermittlung.
Sein Werk beeinflusste in großem Maß neuere Studien in der Kunstgeschichte.
Seine Schriften haben, was im Rahmen universitärer Forschung selten vorkommt,
sogar das Schaffen einiger der wichtigstenzeitgenössischen Künstler beeinflusst.